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Wer keinen Blick auf den Bildschirm hat, sondern denselben mit einem Screen Reader auslesen muss, kann Narreteien nicht nur im Fasching, sondern das ganze Jahr über erleben.

Die Narren sind los - ich auch!

03.02.2010

Zu den (9) Kommentaren

Am Anfang war das Wort, nämlich das Wort eines guten Bekannten, der mich zwar nicht explizit aufgefordert, aber doch durch eine Twitter-Meldung angestachelt hat, auf www.bahnhofsmission.de die Telefonnummer der Bahnhofsmission in München zu suchen.

Das kann doch nicht so schwer sein; also nichts wie ran an die Aufgabe.

Und da ist er schon, der Link zur

Suche

Ein Sprunglink zum Inhalt fehlt, aber so groß ist die Seite nicht, daher ist der Inhalt rasch gefunden. Dort lese ich:

"... Dann klicken Sie bitte in der Grafik auf die Stelle, an der Sie sich ungefähr befinden."

Ach so, und wie jetzt? Offenbar habe ich es mit einer Landkarte zu tun. Das wäre weiter kein Problem, denn auch die klickbaren Flächen auf Landkarten lassen sich sinngemäß beschriften.

Hier steht allerdings:

"suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche suche" - und das 26-mal!

Nein, ich habe nicht das Tasten-Stottern, sondern nur 1 zu 1 übernommen, wie diese Landkarte für meinen Screen Reader aussieht.

Da muss es doch noch einen anderen Weg geben. Und wenn sie schon angeboten wird, dann nutze ich eben die

Sitemap

Dort finde ich zu meiner Erleichterung:

"11. Zu Ihrer nächsten Bahnhofsmission". Ich aktiviere den Link - und erfahre, dass die Seite nicht angezeigt werden kann (Fehlermeldung 404). So ein Pech auch.

Aber jetzt ist endlich das Jagdfieber erwacht. Das fleißige Eichhörnchen hat die Nuss entdeckt und will sie nun natürlich auch knacken!

Darum kehre ich zurück zur

Suche

Das wäre ja gelacht, es muss doch irgendwie funktionieren. Mal überlegen ...

München liegt im Süden Deutschlands. Es wird wohl einer der ersten oder letzten identisch beschrifteten Links sein. Vermutlich eher einer der letzten, denn man liest eine Landkarte ja von Norden nach Süden.

Irgendwie erinnert mich die Aufgabe ein wenig an "Aufgepasst" oder "Memory" - mit dem Unterschied, dass ich hier alle Karten aufdecken und die Links anklicken, also mogeln darf. "Karte aufdecken" ist nämlich ziemlich zutreffend; schließlich handelt es sich ja um eine Landkarte.

Ich klicke also versuchsweise auf den letzten Link und - siehe da: Es tauchen ganz unten eine Listbox und ein dazugehöriger beschrifteter (!) Schalter auf (na also, geht doch!). Und in der Listbox finde ich auch München. Volltreffer des Zufallgenerators, der Erfahrung mit diversen "Gemeinheiten" im Netz der Netze und ein wenig Logik!

Wie gut, dass besagter Bekannter in der Nähe von München und nicht von Frankfurt wohnt. Wo hätte ich da wohl geklickt? Auf die Nummer 13 von 26?

Nuss geknackt, Jagdinstinkt befriedigt. Alles paletti?

Keineswegs! Jetzt, da das Jagdfieber abklingt, kommen Ärger und Realitätssinn hoch. Was, wenn ich nicht bloß zur Suche angestachelt worden wäre, sondern tatsächlich Hilfe gebraucht hätte?

Der Sache muss ich nachgehen und darum mache ich noch einen Blick ins Impressum, denn ich möchte gerne wissen, wer für die Schnitzeljagd verantwortlich zeichnet. Laut Impressum sind das mehrere Körperschaften, und ich bin - möglicherweise aufgrund der eben gemachten Erfahrungen - etwas verunsichert. Ich möchte mir Gewissheit verschaffen und mache daher noch einen Ausflug zu

www.denic.de

Dort lese ich erwartungsgemäß, dass die Domain vergeben ist und dass ich die Regularien akzeptieren muss, um mehr zu erfahren. Selbstverständlich akzeptiere ich. Ich habe ja nichts Böses vor.

Aber mir widerfährt dafür unerwartet Böses, und darum enden hier meine Reise und vor allem meine Geduld abrupt. Denn: Während andere Webauftritte ihre "Vorhängeschlösser" in Form von grafischen Bildchen, die man abtippen muss (= CAPTCHAs), durch pfiffigere und auch ohne Sehvermögen lesbare Lösungen ersetzt haben, hat denic eines neu eingerichtet. Ich kapituliere!

Alibi für Textversionen?

Wie ärgerlich: Den wichtigsten Hinweis in all dem Gezwitscher auf Twitter habe ich natürlich übersehen, nämlich den zur Textversion. Zu sehen war sie auf der Webseite jedenfalls nicht. Sie ist nämlich für die, die sie benötigen, durch eine spezielle Formatierung erfolgreich versteckt.

Nach dem Sichtbarmachen durch den Griff in die Erfahrungs- und Trickkiste ist dann auch zu lesen: "Sollten Sie eine Textversion bevorzugen, so folgen Sie bitte diesem Link!. Das hat dann auch geklappt.

Für mich bleibt jedenfalls die Frage offen, warum man nicht gleich in der Landkarte die Regionen korrekt beschriftet hat. Dann könnte man sich die zusätzliche Pflege einer Textversion sparen.

Aber so ist das nun mal mit den Narreteien. Diese hier ist keineswegs die schlimmste, bloß die aktuellste, und steht somit stellvertretend für viele andere, die das Glück haben nicht gerade im Fasching entdeckt worden zu sein.

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9 Kommentare

  1. Fritz schrieb am Mittwoch, 03.02.10 13:21 Uhr:

    Hallo Eva,

    diesmal hast du die "Jagd" zu früh abgebrochen :-) Bitte versuch' doch mal, auf der zitierten Textversion http://www.bahnhofsmission.de/bahn/html/ home/index_text.php die Adresse der Münchner Bahnhofsmission zu finden. Du wirst sie nicht finden. Top, die Wette gilt!
    Wohl aber findest du (gefühlte 26 mal) die Bahnhofsmission Aalen. Weil die Links in der Textversion alle fehlerhaft sind. Weil Textversionen tendenziell noch weniger als die "Standardversion" systematisch gepflegt und auf Fehler getestet werden. Soviel zum Unsinn von Textversionen.

  2. Eva schrieb am Mittwoch, 03.02.10 17:37 Uhr:

    Danke Fritz für diesen erhellenden Kommentar.

    In der Tat, die Wette hast du gewonnen. Jetzt steht es 1 zu 1.

    Allerdings bedarf das Szenario nun doch einer weiteren Ergänzung:

    Bei Vor-Auswahl "Norddeutschland", danach "Niedersachsen + Bremen" und weiterer Präzisierung auf Osnabrück oder Braunschweig lande ich in "Berlin + Zoologischer Garten". Diese Auswahl sollte aber beim Norden Deutschlands gar nicht angeboten werden, sondern in Mitteldeutschland.

    Bei Vorwahl "Mitteldeutschland" wiederum und Wahl "Berlin + Brandenburg" im 2. Schritt sowie Präzisierung auf "Berlin + Zoologischer Garten" lande ich in Augsburg. Das wiederum liegt meinen geografischen Kenntnissen nach in Süddeutschland.

    Kann es sein, dass es sich tatsächlich nur um einen Faschingsscherz handelt?

    Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

  3. M. Pompe schrieb am Donnerstag, 04.02.10 13:45 Uhr:

    Hallo miteinander!
    Mein Herz singt, denn ich stehe mit meinem Frust nicht allein.
    Auf die Bahnhofsmission per I-net bin ich gekommen, weil ich auf der Seite taubblindenwelt.de eine Möglichkeit zur Reiseplanung für Hörsehbehinderte und Taubblinde aufzeigen wollte. Viele von uns - auch ich - können nicht telefonieren - aber mailen schon. Warum nicht per Internet Kontakt aufnehmen? Dies wäre ein Quentchen Freiheit mehr! Wir könnten uns am Zielbahnhof verabreden und müssten nicht die Begleitung für die ganze Reise bezahlen (ja bezahlen, es gibt hierfür keine Hilfen). So manche Assistenz müsste dann auch nicht um 5 Uhr aufstehen um uns abzuholen und käme sogar vor Mitternacht nach Hause!
    An bahnhofsmission.de bin ich kläglich gescheitert. Am 29. Januar und am 1. Februar habe ich an bundesgeschaeftsstelle(ät)bahnhofsmissio n.de gemailt, aber keine Antwort erhalten.
    Ich werde mich jetzt an die Meldestelle für Webbarrieren wenden. Parallel werde ich diesen Blog als Meldung in unsere Homepage aufnehmen.
    Hab Dank für diesen Blog!

  4. Eva schrieb am Donnerstag, 04.02.10 18:30 Uhr:

    Danke für den Kommentar.

    Wer sich Mission nennt, hat zweifellos auch eine, die er erfüllen sollte.

    Ich werde daher die Sache nicht auf sich beruhen lassen, denn auch ich habe eine Mission zu erfüllen.

  5. Siegfried schrieb am Samstag, 06.02.10 15:49 Uhr:

    Ich halte spezielle Textversionen auch nicht gerade für das Gelbe vom Ei. Ein auch nur halbwegs vernünftig gemachtes Design sollte so eine Textversion überflüssig machen.

    Aber mir ist bei der Aussage, dass so eine Textversion noch schlampiger aktualisiert wird, als eine html-Version, Etwas durch den Kopf gegangen. Mit ein bisschen geschick geht das nämlich auch automatisch. ich habe bei meiner eigenen Homepage eine ähnliche Aufgabenstellung, da ich die meisten Seiten auf deutsch und enlisch anbiete (also ebenfalls zwei Versionen). Und auch hier ergibt sich das Problem der Aktualisierung respektive Pflege. Ich habe das so gelöst, dass ich die Seite als xml-Datei erstelle, und die Webseiten daraus per xsl erstellen lasse. Die gleiche Vorgehensweise wäre auch bei einer Textseite als Alternative möglich. So blieben beide Versionen immer konsistent.

    Der Trick besteht einfach darin, nur eine Datei manuell zu pflegen, und die davon abgeleiteten Dateien automatisch erstellen zu lassen. Sowas ist heute problemlos möglich.

  6. Eva schrieb am Sonntag, 07.02.10 08:55 Uhr:

    Danke für den Hinweis.

    Ich zweifle nicht daran, dass gute Automatismen die Pflege erleichtern. Zwei gleichrangige und aus einer Datenbank befüllte Versionen sollten in einem solchen Fall auch gleiche Qualität haben.

    Aber genau darum handelt es sich bei Textversionen erfahrungsgemäß NICHT. Sie sind üblicherweise stark reduzierte, nicht gepflegte und oft auch noch fehlerhafte Abfallprodukte. Niemand kümmert sich um sie, sobald sie einmal online sind - und im gegenständlichen Fall wurden die Links dieser Version nicht einmal bei Entstehung ordentlich getestet.

    Unser Wissen um die bestehenden Möglichkeiten hat also nur dann Wert, wenn an der entscheidenden Stelle danach gehandelt wird.

    Aber "die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt" und "noch ist nicht aller Tage Abend" - um zwei abgedroschene Sprichwörter zu bemühen.

  7. Siegfried schrieb am Sonntag, 07.02.10 09:23 Uhr:

    Da hast Du absolut Recht. Und gelegentlich schimpfe ich auch mal über diese Pseudo-Webdesigner. Nützen tut das Nichts. Ich bin kein professioneller Webdesigner, sondern Programmierer im bereich Maschinenbau. Aber zumindest auf meiner HP versuche ich, das, was mir bewusst wird, auch umzusetzen. Aber ich habe eben auch eine ganz andere Sichtweise auf Webseiten als die üblichen Webdesigner, die meiner Meinung nach alle nur Graphikdesigner sind. Ich sehe vor Allem die Information und deren Struktur, und diese versuche ich umzusetzen. Das Aussehen ist dabei einer von mehreren sekundären Punkten.

    Ich finde das übrigens Klasse, wie Du Dich in diesem real existierenden Web zurechtfindest. Ich bin selber nicht blind, nur sehbehindert, und nicht taub, nur schwerhörig. Insofern habe ich also andere Probleme mit dem Web. Aber es ist faszinierend, zu verstehen, wie man sich auch anders im Web bewegen kann.

    Vielleicht hilft mir dieses Verständnis, meine eigene Seite noch besser zu machen.

  8. Fritz schrieb am Dienstag, 16.02.10 23:00 Uhr:

    Der Vollständigkeit halber:
    Nach vielen vergeblichen Versuchen, mit den Verantwortlichen bei bahnhofsmission.de Kontakt aufzunehmen und die Mängel zu melden, habe ich es jetzt geschafft. Ein offener Brief war nötig.
    Und als Sofortmaßnahme wurden zumindest die fehlerhaften Verlinkungen in der Textversion berichtigt. Ein erster kleiner Schritt. Wer die Adresse der Textversion kennt, kann dort jetzt recherchieren. http://w7t.de/N

  9. Eva schrieb am Mittwoch, 17.02.10 08:03 Uhr:

    Danke für diese wichtige Information!

    Schön, dass die Links richtig gestellt wurden. Hat man dir das mitgeteilt oder bist du einfach so dahinter gekommen? Ehrlich gesagt bin ich nicht auf die Idee gekommen nachzusehen, zumal meine letzte Woche neuerlich geschriebene e-Mail bisher unbeantwortet geblieben ist. Aber vielleicht kommt ja noch eine Verständigung.

    Jedenfalls lebt nach dieser raschen Richtigstellung der Verlinkung die Hoffnung wieder auf, dass auch die Landkarte noch beschriftet wird, denn die Textversion ist ja, wenn man den Link nicht kennt, nur schwer auffindbar.

    Ein wenig traurig stimmt es mich aber schon, dass es eines offenen Brief bedurft hat und auf die vermehrten Hinweise der eigentlichen Nutzer sowie des ABI-Projekts nicht reagiert worden ist. Dem Datum der ABI-Seite entnehme ich, dass die Missstände wohl schon im November gemeldet worden sind.

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